Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen der Frau. Der Name leitet sich her vom Endometrium, der inneren Schleimhautschicht der Gebärmutter. Diese Schleimhaut wird durch regelmäßige Hormonschwankungen im Laufe eines weiblichen Zyklus auf – und abgebaut und blutet normalerweise im monatlichen Rhythmus ab.
Bei der Endometriose finden sich solche histologisch ähnlichen Schleimhautinseln entweder auch in den Muskelschichten der Gebärmutter (früher interne Endometriose), oder es befinden sich Gebärmutterschleimhautinseln außerhalb der Gebärmutter (externe Endometriose). Diese Gewebestücke finden sich dann häufig im kleinen Becken, an den Eierstöcken, an der Blase, am Darm oder irgendwo am inneren Bauchfell. In seltenen Fällen findet man eine externe Endometriose z.B. im Nabel oder in der Bauchwand und in Narben z.B. nach Kaiserschnittoperationen.
Wie häufig ist Endometriose
Genaue Erkrankungszahlen für die Endometriose gibt es nicht. Man schätzt, dass ca 1,4 – 7,2 pro 1000 Frauen an Endometriose erkrankt sind, wobei das Vorkommen durch eine unbekannte Dunkelziffer sicher höher ist. Viele Endometrioseerkrankungen werden entweder falsch oder gar nicht diagnostiziert. Belastbare Daten existieren vom Statistischen Bundesamt, welches 28.000 Krankenhausaufenthalte im Jahr 2017 mit der Diagnose Endometriose belegt1 2
Wie entsteht Endometriose
Es existieren ein Reihe von Theorien, die die Ursache und Aufrechterhaltung dieser Erkrankung versuchen zu erklären. Wahrscheinlich spielen genetische Faktoren, Hormone, Faktoren aus dem Immunsystem, Entzündungsreaktionen oxydativer Stress und verschiedenes mehr eine Rolle.
Symptome der Endometriose
Da die Endometriose eine hormonabhängige Erkrankung ist, macht sie sich häufig bereits bei sehr jungen Frauen bemerkbar. Mit Einsetzen der ersten Regelblutungen leiden bereits sehr junge Frauen unter heftigen Regelschmerzen. Diese sog. primäre Dysmenorrhoe kann einhergehen mit übermäßigen, krampfartigen Unterleibsschmerzen und Verdauungsproblemen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Die Endometriose kann allerdings auch sehr unspezifische Beschwerden hervorrufen. Dann berichten die Frauen über Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Übelkeit, Rücken - und Flankenschmerzen.
Die Symptome dauern über die gesamte Zeit der reproduktiven Phase einer Frau, d.h. vom Einsetzen der ersten Regelblutung bis zur Menopause. Es gibt seltene Fälle, bei denen die Symptome auch nach der letzten Regelblutung noch andauern.
Folgen der Endometriose
Alle Zellen oder Gewebsinseln der Gebärmutterschleimhaut reagieren auf die hormonellen Schwankungen während des weiblichen Zyklus. Das bedeutet, dass sich diese Schleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter regelmäßig aufbaut und blutet. Durch diese Gewebeeinblutungen entstehen dann z.B. blutgefüllte Zysten an den Eierstöcken, sog. Schokoladenzysten, Verklebungen zwischen Blase, Gebärmutter, Eileitern und Darmschlingen oder im Bauchfell. Bei lange andauernden, nicht erkannten und/oder nicht behandelten Endometrioseerkrankungen können tief infiltrierende Endometrioseherde mit Vernarbungen entstehen, die z.Teil mehrfache operative Eingriffe erfordern.
Da die Endometriose eine chronische Erkrankung ist, leiden viele Frauen auch psychisch unter den regelmäßigen Symptomen und sind in ihrer Lebensqualität im Alltag und Beruf deutlich eingeschränkt.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung durch Fehlzeiten, Produktivitätsausfälle und Leistungsminderung konnten für diese Erkrankung durch Daten belegt werden.3
Behandlung der Endometriose
Da die Ursache der Entstehung der Endometriose nicht klar ist, ist eine kausale Therapie nicht möglich.4
Je nach Schwere der Erkrankung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Schmerzen vorübergehend oder dauerhaft zu lindern. Da die Endometriose eine chronische Erkrankung ist, muss mit dem Gynäkologen ein Konzept zur Langzeitbehandlung erstellt werden.
Schmerztherapie
Zur Behandlung werden Schmerzmittel, Hormonpräparate wie z.B. die Pille oder reine Gelbkörperhormone empfohlen. Auch eine Hormonspirale kann in einigen Fällen Linderung bringen. Je nach Schwere der Erkrankung können auch eine Operation und dann eine anschließende Hormonbehandlung nötig sein.
In letzter Zeit suchen viele Frauen allerdings auch nach geeigneten Alternativen, um eine Langzeit- Schmerztherapie mit Medikamenten oder eine Hormonbehandlung zu vermeiden. Dazu gehören Methoden der integrativen Medizin, traditionelle chinesische Medizin, Akupunktur, Ernährung, um einige zu nennen. Diese Methoden sind so vielfältig, dass sie in einem weiteren Blog ausführlich erläutert werden.
Schmerzlinderung durch TENS-Geräte
Eine weitere Methode ist die Behandlung chronischer Menstruationsschmerzen mit einem TENS-Gerät. Dieses ermöglicht eine kontinuierliche Schmerzreduktion, so dass in vielen Fällen entweder auf Schmerzmittel verzichtet werden kann oder diese stark reduziert werden können. Bitte beachte, dass das TENS-Gerät nur zur Schmerzlinderung gedacht ist und nicht als Behandlung für Endometriose. Eine genaue Diagnose und professionelle Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin sind unerlässlich.
Ein Sonderthema in diesem Zusammenhang ist Endometriose und Schwangerschaft. Auch hierzu wird in Kürze ein weiterer Blog erscheinen.
Das Ziel dieses Blogs ist, die Endometriose als chronische Krankheit zu erkennen, sie richtig zu diagnostizieren und adäquat zu behandeln. Das Ziel aller Endometriosetherapien ist es, die starken Regelschmerzen zu reduzieren, Begleitsymptome zu lindern oder bestenfalls zu beseitigen und vor allem die Folgen einer unbehandelten Endometriose zu vermeiden.
Quellen
1 Tiefgegliederte Diagnosedaten der Krankenhauspatientinnen und -patienten
2 Datensatzstruktur 2017, Destatis, vom 27.11.2018 (Tabelle)
3 Soliman et.al. The diredct and indirect costs associated with endometriosis; a systematic lit. Review. Human reproduction (Oxford,England) 2016; 31:712-722
4 Leitlinie Endometriose, Klasse S2k, Stand August 2020