2024-01-20

5 Min

Was ist Endometriose überhaupt?

Was ist Endometriose überhaupt?

Autor:in

Vivian Vanessa Wagner

Es gibt sehr viele unterschiedliche Meinungen und Definitionen, wenn es um das Thema Endometriose geht. Eines vorweg: Endometriose ist eine chronische, aber dennoch gutartige Erkrankung.
Hierbei wächst Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Es handelt sich hierbei nicht um Gebärmutterschleimhaut. Das ist ein, auf dem ersten Blick kleiner, aber dennoch so wichtiger Unterschied. Denn Endometriose kann auch ohne Gebärmutter wachsen. Viele Betroffene hören oft Sätze, wie beispielsweise: „Lass dir doch einfach deine Gebärmutter entfernen. Dann hast du deine Ruhe!“. So einfach ist es allerdings nicht. Eine Gebärmutterentfernung heilt eine Endometriose somit nicht. Bei einer reinen Adenomyose ist eine Gebärmutterentfernung allerdings eine häufige Therapieform. Lange hat man die Adenomyose für eine Unterform der Endometriose gehalten. Mittlerweile wird die Adenomyose jedoch als eigenständige Erkrankung betrachtet1. Sie ähnelt stark der Endometriose. Bei der Adenomyose wächst das Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt (manche Quellen sagen, dass es tatsächlich Gebärmutterschleimhaut ist), in der Gebärmutter bzw. in der Muskelschicht der Gebärmutter.

Aber heute legen wir den Fokus auf die Endometriose: Endometriose ist schon lange keine reine Frauenerkrankung mehr. Nicht nur Frauen* können daran erkranken. Die Erkrankung macht auch vor nicht-binären und intergeschlechtlichen Personen keinen Halt. Aus diesem Grund ist es so wichtig, gerade in Bezug auf die Endometriose, auf seine Wortwahl zu achten, um alle Personen mit einzuschließen. Denn wer hätte es gedacht: Auch cis-Männer können von Endometriose betroffen sein. Eine Behandlung wegen Prostatakrebs mit hoher Dosierung von Östrogen kann zu einer Endometriose bei cis-Männern führen.2

Die Symptome sind ganz individuell und unterschiedlich. Es gibt Betroffene, die gar keine Symptome oder Schmerzen verspüren. Daran erkennt man mal wieder: Endometriose hat viele Gesichter.

häufig beschriebene Symptome:

  • Starke Unterleibsschmerzen (zyklusabhängig und zyklusunabhängig)
  • Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Blasenbeschwerden und Darmbeschwerden
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Inkontinenz
  • Blutungen aus dem Darm und/oder Blase
  • Etliche Unverträglichkeiten, Allergien
  • Bein- und/ oder Schulterschmerzen
  • Extremer Blähbauch oder der sogenannte „Endobelly“

    Selbstverständlich existieren noch weitere Symptome. Die Liste ist wirklich endlos lang. In jedem Fall sollte immer ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden, sofern die Symptome den Alltag bereits stark einschränken und man an starken Schmerzen leidet. Da muss niemand allein durch.

    Endometriose & Wechseljahre

    Der Mythos, dass die Endometriose nach den Wechseljahren verschwindet ist ein weiterverbreiteter Mythos. Auch die Wechseljahre heilt eine Endometriose nicht. Denn die Endometriose verschwindet nicht einfach, nur weil man sich in den Wechseljahren befindet. Es gibt jedoch Betroffene, die in oder nach den Wechseljahren eine Symptomverbesserung feststellen. Dann sind die Betroffenen lediglich symptomfrei, aber noch immer nicht geheilt von der Endometriose.

    Der gesenkte Östrogen-Spiegel kann das Endometriose-Wachstum ausbremsen, da das Sexualhormon auf natürliche Weise den Aufbau des Gewebes regelt. Viele Betroffene haben nach den Wechseljahren daher weniger mit den klassischen Beschwerden einer Endometriose zu kämpfen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht automatisch, dass es keine Endometriose mehr im höheren Alter gibt. Eine Studie zeigte auf, dass von rund 42.000 Frauen* etwa 2,55% unter einer Endometriose nach ihrer letzten Menstruation litten4. Eine weitere Studie beschreibt, dass es sich bei Endometriose um eine östrogenabhängige Erkrankung handelt, die sich zwar tendenziell im Anschluss an die letzte Menstruation zurückbildet, aber immer noch bis zu 2,2% dieser Personengruppe einschränkt5. Somit ist bewiesen, dass es Betroffene gibt, die auch nach ihren Wechseljahren noch mit ihrer Endometriose zu kämpfen haben.‍

    Gastbeitrag von: Vivian Vanessa Wagner @endoloewin

    Quellen:

    1 Benagiano G, Brosens I, Habiba M: Structural and molecular features of the endomyometrium in endometriosis and adenomyosis. Hum Reprod Update. 2014; 20(3): 386-402

    2 Giannaruni et al., 2006; Fukanaga, 2012; Rei et al., 2018; Zamecnik und Hostakova, 2013

    3 Matalliotakis M, Matalliotaki C, Trivli A, Zervou MI, Kalogiannidis I, Tzardi M, Matalliotakis I, Arici A, Goulielmos GN. Keeping an Eye on Perimenopausal and Postmenopausal Endometriosis. Diseases. 2019 Mar 12;7(1):29. doi: 10.3390/diseases7010029. PMID: 30870972; PMCID: PMC6473414.

    4 Haas D, Chvatal R, Reichert B, Renner S, Shebl O, Binder H, Wurm P, Oppelt P. Endometriosis: a premenopausal disease? Age pattern in 42,079 patients with endometriosis. Arch Gynecol Obstet. 2012 Sep;286(3):667-70. doi: 10.1007/s00404-012-2361-z. Epub 2012 May 5. PMID: 22562384.

    5 Zanello M, Borghese G, Manzara F, Degli Esposti E, Moro E, Raimondo D, Abdullahi LO, Arena A, Terzano P, Meriggiola MC, Seracchioli R. Hormonal Replacement Therapy in Menopausal Women with History of Endometriosis: A Review of Literature. Medicina (Kaunas). 2019 Aug 14;55(8):477. doi: 10.3390/medicina55080477. PMID: 31416164; PMCID: PMC6723930.

    Was ist Endometriose überhaupt?

    Autorin

    Vivian Vanessa Wagner

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