2024-08-13

6 Min

Primäre und sekundäre Dysmenorrhoe: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Primäre und sekundäre Dysmenorrhoe: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Autor:in

Dr. med. Ulrike Lange

Frauenärztin, 30 Jahre Erfahrung

Dysmenorrhoe oder was sind unerträgliche Regelschmerzen?

Jede Menstruierende kennt das. Wenn sich die Regelblutung ankündigt, empfinden die meisten ein mehr oder weniger starkes Ziehen und Drücken im Unterleib. Dieses kann sich über mehrere Tage oder Stunden bemerkbar machen, bis es anfängt zu bluten. Auch während der Blutung, besonders während der ersten 1-3 Tage, können sich diese Schmerzen noch steigern. 10-20% der Mädchen und Frauen leiden unter so starken Regelschmerzen, dass sie in ihrem alltäglichen Leben so eingeschränkt sind, dass sie z.B. in der Schule oder während der Arbeitszeit regelmäßig fehlen.

Die Symptome der Dysmenorrhoe

Die Regelschmerzen werden als stechend, krampfartig, klopfend oder dumpfer konstanter Dauerschmerz beschrieben. Häufige Begleiterscheinungen sind Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen, gelegentlich auch Obstipation oder Diarrhoe und allgemeines Unwohlsein.

Was ist primäre oder sekundäre Dysmenorrhoe?

Die primäre Dysmenorrhoe tritt schon bei den ersten Regelblutungen auf, die sekundäre Dysmenorrhoe entwickelt sich im Laufe der Jahre. Die Ursachen einer sekundären Dysmenorrhoe können hormonelle Schwankungen sein, besonders in den ersten Jahren nach Eintritt der Menarche ( erste Regelblutung) oder zu Beginn der Wechseljahre. Andere Gründe können auch Veränderungen in der Gebärmutter sein, z.B. Myome oder Polypen der Gebärmutterschleimhaut.

Was hilft bei starken Regelschmerzen?

Wenn die Schmerzen regelmäßig sehr stark sind, sollten zunächst organische Ursachen beim Frauenarzt und bei unklaren Bauchschmerzen auch beim Hausarzt oder Internisten abgeklärt werden.

Zur symptomatischen Therapie werden Schmerztabletten, sogenannte Analgetika, verwendet. Dabei werden zunächst Paracetamol oder NSAR, das sind nicht-steroidale Antiphlogistika verordnet. NSAR haben in 45-53% der Fälle eine gute Schmerzlinderung erzielt1. Es gibt noch eine Reihe anderer Schmerzmittel, die Aufzählung wäre hier aber zu lang.

Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder Hormonspirale wirken auch effektiv. Diese Therapieoptionen helfen gut, haben allerdings auch oft Nebenwirkungen.

Warum sind Regelschmerzen unterschiedlich stark?

Regelschmerzen unterliegen hormonellen Schwankungen innerhalb des weiblichen Zyklus. Dieser ist auch wieder abhängig von unserer körperlichen Aktivität, Stress, Schlafqualität oder auch den Mikronährstoffen, die wir mit unserer täglichen Ernährung aufnehmen. Hormonelle Schwankungen sind häufig in der Adoleszenz, das ist die Zeit, in der sich der weibliche Zyklus stabilisiert. Gleiches gilt für die Zeit der Wechseljahre. In dieser Zeit lässt die Aktivität der Eierstöcke nach, die Hormonschwankungen nehmen zu und damit auch wieder die Regelschmerzen. 

Viele Frauen berichten in meiner Sprechstunde, dass sie sich wieder „wie mit 12 Jahren fühlen“. Die Regel wird unregelmäßig und deutlich schmerzhafter.

Was tun bei starken Regelschmerzen, wenn ich die Schmerzmittel oder Pille nicht vertrage / oder nicht einnehmen möchte?

Es existieren weitere unterstützende Therapiemöglichkeiten bei starken Regelschmerzen aus dem Bereich der integrativen Medizin, das ist die Kombination aus komplementärer und konventioneller Medizin. Dabei konnte in kleineren Studien eine Wirksamkeit hinsichtlich der Schmerzreduzierung nachgewiesen werden.

Zu diesen Behandlungen zählen chinesische Phytotherapeutika, Kalzium, Lichttherapie, Akupunktur, Schmerztriggerpunkt-Therapie, um nur einige zu nennen. In einem weiteren Blog werde ich diese Therapiemethoden noch weiter ausführen.

Eine kleine Studie2 zeigte eine Wirkung bei der Einnahme von 1000mg Kalzium pro Tag vom 15. Zyklustag bis zum Beginn der Menstruation. Ein Versuch mit hochdosiertem Magnesium z.B. 600 mg / Tag kann individuell durchgeführt werden. Aber auch hier gilt, dass diese Therapien vorher mit einem Arzt besprochen werden sollten.

Primäre und sekundäre Dysmenorrhoe: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Gibt es Hausmittel gegen starke Regelschmerzen?

Das bekannteste Hausmittel gegen Regelschmerzen ist Wärme. Ein Wärmekissen in den Rücken oder auf den Bauch gelegt hilft bereits in vielen Fällen ganz gut, ist aber im täglichen Leben oder bei der Arbeit nicht gut anzuwenden.

Ein weiteres Hausmittel ist Bewegung. Ich empfehle dieses Hausmittel auch. Eine halbe Stunde joggen oder walken, ein Spaziergang oder eine andere körperliche Betätigung reichen vielfach aus, um Unterleibsschmerzen wirksam zu reduzieren. Letztendlich wird durch Bewegung eine vermehrte Durchblutung im kleinen Becken erreicht, die zu einer Entspannung führen kann. Dieser Rat hilft den Menstruierenden nicht, die in der Schule oder im Büro sitzen müssen oder einfach keine Möglichkeit haben, sich die Zeit frei einzuteilen und sich eine halbe Stunde zu bewegen.

Einzelne kontrollierte Studien beschreiben eine Reduzierung von chronischen Unterbauchschmerzen bzw. primärer Dysmenorrhoe durch transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)3.

Bewegung oder ein TENS-Gerät bewirken eine Ausschüttung von Endorphinen, das sind unsere körpereigenen kleinen Glücksboten, die unser physisches und psychisches Wohlbefinden beeinflussen und daher häufig als körpereigene Drogen bezeichnet werden. Diese Hormone nehmen an Prozessen im zentralen Nervensystem teil und beeinflussen unter anderem auch das Schmerzempfinden. Hierzu haben wir bereits einen informativen Artikel geschrieben. Hier erfährst du mehr zum Thema "TENS-Gerät bei Regelschmerzen: Schmerzlinderung und Anwendungstipps".

Die Verwendung eines kleinen TENS-Gerätes wie ONEflow kann somit auch zu den Hausmitteln zur Behandlung von starken Regelschmerzen gezählt werden. Es ist einfach anzuwenden, fast überall einsetzbar und ohne Nebenwirkungen. Das Prinzip des TENS-Geräts bewirkt eine Entspannung der Muskulatur im kleinen Becken und der angrenzenden muskulären Strukturen, damit eine verbesserte Durchblutung dieser Strukturen und die Ausschüttung der schon erwähnten Endorphine.

Weiterhin sind einige pflanzliche Heilmittel in Apotheken erhältlich, wie z.B. Mönchspfeffer oder Schafgarbe. Die Liste ist sehr lang. Auch darüber werde wir später ausführlich berichten. Allen Hausmitteln ist gemeinsam, dass jeder unterschiedlich reagiert und diese Mittel einfach ausprobiert und kombiniert werden können.

Quellen

1 AWMF Leitlinie Endometriose, Stand 2020

2 Zarei S, u.a. Effects of Calcium-Vitamin D and Calcium-Alone on Pain Intensity and Menstrual Blood Loss in Women with Primary Dysmenorrhoea: A Randomized Controlled Trial. Pain medicine (Malde, Mass) 2017;18:3-13

3 Bay HY et al. Effect of transcutaneus electrical nerve stimulation therapy for the treatment of primary dysmenorrheal. Medicine 2017;96: e7959

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Dr. med. Ulrike Lange

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